Wann sehen wir uns wieder?

  • Paarberatung, Eheberatung

Freizeitstress in der Ehe

Eigentlich vermutet man den Satz: „Wann sehen wir uns wieder?“, eher in einer flüchtigen Beziehung oder unter Freunden, aber nicht bei Ehepartnern. Einige Paare, die im Wochenrhythmus auf meiner Couch sitzen, hatten in der Zwischenzeit keinen Kontakt miteinander, obwohl oder vielleicht auch weil sie seit Jahren zusammenleben. Dieser Zustand kann natürlich gut begründet werden: Einer von Beiden oder Beide abwechselnd waren auf Geschäftsreise, dann gab es die Geschäftsessen im Anschluss an die Arbeit, den Sport gleich nach Dienstschluss, die Stammtische, Mädelsabende, Elternabende, Einladungen usw.

Viele Veranstaltungen werden getrennt voneinander wahrgenommen, oft um sich den Babysitter zu sparen, weil man es ohne den Anderen mehr genießt, oder weil der Partner sowieso kein Interesse daran zeigt. Mit der Zeit gibt es fast nichts mehr, was man miteinander unternehmen könnte, und wenn doch einmal, dann hat man sich kaum noch etwas zu sagen, man ist sich fremd geworden. Nur leider nicht spannend fremd, sondern eher langweilig. Das ermuntert Einen nicht gerade dazu etwas an dieser Situation zu ändern.

Dies geht so lange scheinbar gut, bis etwas wirklich Gravierendes passiert und damit eine Fortsetzung dieses beziehungslosen Nebeneinanders verhindert. In den meisten Fällen tritt eine dritte Person in die Beziehung, manchmal erkrankt auch einer der Partner oder ein Kind ernsthaft, oder Einer verliert seine Arbeit. Dieser Super-GAU führt dazu, dass die bisherige Partnerschaft aus den Fugen gerät und nichts mehr so bleibt wie es war. Erst jetzt setzen sich die Beiden auseinander und nähern sich dadurch wieder an. In diesem Fall kann man die Krise tatsächlich als Chance begreifen, so abgedroschen das auch klingen mag.

Wie konnte es überhaupt so weit kommen? Im Nachhinein betrachtet verfallen viele Paare ab dem Zusammenziehen oder den Kindern in eine Rolle, die sie vorher nicht für möglich gehalten hätten. Sie nehmen sich nicht mehr wirklich als Gegenüber wahr, der Andere ist doch sowieso da. Man wiegt sich in Sicherheit und pflegt alle anderen Kontakte, die Karriere, oder die Kinder mehr als die eigene Partnerschaft. Es existieren oft auch sehr wenige brauchbare Paarvorbilder und selbst von den Eltern konnte man sich nichts abschauen.

„Von nichts kommt nichts.“ Die Partnerschaft braucht ihre regelmäßigen Oasen im Alltag um sich wieder wahrzunehmen und näherzukommen. Diese Auszeiten sollten nicht gleich wieder mit Aktivitäten gefüllt werden, die den Kontakt vermeiden.