Der Anfang einer vielversprechenden Beziehung ist in der Regel von vielen Gemeinsamkeiten geprägt. Das Paar liegt auf einer Wellenlänge und schmiedet Zukunftspläne. Die ersten Jahre sind dem Aufbau, der Freude aneinander und gemeinsamen Projekten gewidmet. Das Paar wächst zusammen und geht davon aus, dass das auch immer so bleibt. Natürlich schleicht sich in schwachen Momenten ein kleines Bisschen Zukunftsangst ein. Was, wenn sich etwas Gravierendes verändert und sie sich genauso voneinander entfernen wie einige befreundete Paare?
Die schleichende Entfernung
Die ersten Anzeichen für ein Auseinanderdriften werden meistens als ganz normale Alltagsentwicklung abgetan. Man muss ja nicht alles miteinander teilen und es gibt auch andere Menschen, die einem etwas geben können. So lange Andere nicht den Platz eines Partners einnehmen ist das auch nicht weiter kritisch.
Der Umgang mit dem Altern
Das Gefühl älter zu werden, oder auch nur die Angst davor wirkt sich bei jedem Menschen anders aus. Abgesehen davon spielt natürlich die genetische Disposition und der bisherige Lebenswandel eine Rolle. Manche Menschen sind auch ohne allzu große Anstrengung mit ewiger Gesundheit und Jugend gesegnet. Andere stemmen sich mit voller Kraft gegen den Alterungsprozess und wieder Andere ergeben sich in ihr Schicksal und altern mit Würde mit Allem was dazugehört.
Die Unterschiede der Partner
Weicht der Umgang mit dem Altern bei den Partnern gravierend voneinander ab, dann entsteht eine kaum zu überbrückende Kluft. Jeder fühlt sich durch das Leben und das Auftreten des Anderen provoziert. Schon alleine das äußere Erscheinungsbild vermittelt dem Partner sowie dem Umfeld einen nicht zu unterschätzenden Eindruck. Hierbei spielt nicht nur das Outfit, sondern vielmehr die körperlich-psychisch-geistige Gesamtverfassung eine Rolle.
Die fehlende Sexualität
Diese Unterschiedlichkeit bewirkt bei Beiden Stress. Die gemeinsame Wellenlänge existiert nicht mehr und die Endlichkeit des eigenen Lebens wird einem schmerzlich bewusst. Wie viele gute Lebensjahre bleiben noch übrig und will man diese weiterhin auf diese Art verbringen? Auch die gemeinsame Sexualität kommt meistens vollständig zum Erliegen, weil die Körper und die Vorlieben nicht mehr so recht zusammenpassen, oder für Einen von Beiden das körperliche Verlangen verschwunden ist.
Aneinander vorbeileben
Oft nehmen jetzt andere Menschen den Platz ein, der früher dem Partner vorbehalten war. Der ehemalige Gefährte spielt jetzt in einer anderen Liga und stösst entweder auf Unverständnis, Ablehnung oder Gleichgültigkeit. Die Beiden leben entweder nebeneinander her oder sie geraten wegen jeder Kleinigkeit aneinander. Trennung steht im Raum, wird aber aus Angst um die Existenz oder vor den Reaktionen des Umfelds nicht vollzogen.
Paartherapie als letzter Versuch
Ganz zum Schluss wird dann noch eine Paartherapie in Anspruch genommen. Jetzt kommt es auf die Einstellung und das Engagement des Paartherapeuten und die Bereitschaft jedes Partners zur Mitarbeit an. Das Ende jeder Paartherapie kann nur offen bleiben. Bei einem älteren Paar sollte man berücksichtigen, dass nicht mehr viel Lebenszeit zur Verfügung steht und eine andauernde Stresssituation diese auch noch zusätzlich verkürzt. Allerdings raubt eine Trennung nach so vielen gemeinsamen Jahren Lebensfreude. Es legt sich dann auch über schöne ehemalige gemeinsame Zeiten ein Schleier der Wehmut und Enttäuschung.
Aufgaben der Paartherapie
Die Aufgabe des Paartherapeuten ist es mit dem Paar zusammen zu erkunden, ob noch eine neue gemeinsame Basis möglich ist. Dabei sollten auch die Erfahrungen jedes Partners in Bezug auf das Altern in der Herkunftsfamilie einbezogen werden. Diese Prägungen leiten uns unbewusst. Dem Partner wird häufig eine Rolle aus der eigenen Familie zugeschrieben, der er bei näherem Hinsehen nicht oder nur unvollständig entspricht.
Die Grenzen
Ein gemeinsames neues Leben kann nur entstehen, wenn mehr als die Grundbedürfnisse jedes Partners erfüllt werden. Dazu gehört auch eine große Portion Offenheit für etwas Neues von beiden Seiten und die entsprechenden Möglichkeiten. Jedoch hat alles seine Grenzen. Eine grundlegende Veränderung eines Menschen nur zum Erhalt einer Partnerschaft ist meistens nicht von langer Dauer.
Ungeahnte Kräfte
Allerdings entwickeln immer wieder einzelne Partner ungeahnte Kräfte, sobald eine Trennung im Raum steht. Diese Chancen könnten vom Paar und dem Therapeuten für die Beziehungsarbeit genutzt werden.