Je nach Vorerfahrung und Situation schätzt oder stört es einen Partner, wenn sein Gegenüber sich zurücknimmt. Natürlich kommt es auch auf das Ausmaß dieser Rücknahme an. Gerade in Partnerschaften möchte man schließlich wissen, wie man beim Anderen dran ist, was er denkt, fühlt und sich wünscht. Weiß man über dessen Gefühlsleben Bescheid, dann genießt man es, wenn der Gefährte sich auch manchmal nur auf den Partner konzentriert, ohne seine eigenen Bedürfnisse dabei in den Mittelpunkt zu stellen.
Ganz anders sieht es aber aus, wenn es in einer Beziehung an der Tagesordnung ist, dass sich nur Einer zeigt und der Andere sich dann auf dessen Wünsche, Ideen und Pläne einstellt. Das mag zwar eine Zeit lang gut gehen, führt aber irgendwann zu massiven Schwierigkeiten. Der vorgebende Partner gewinnt zunehmend den Eindruck kein Gegenüber zu haben und kann dadurch das Interesse am Anderen verlieren. Meistens versucht er vorher noch den Partner zu Reaktionen zu animieren und, wenn das keinen Erfolg zeigt, auch zu provozieren. Es ist natürlich nicht so einfach eine eingefahrene Beziehungsstruktur, von der Beide bisher profitierten, plötzlich zu verändern. Häufig ist hier eine Paartherapie nötig.
Geht der Veränderungswunsch vom bisherPassiven aus, kann auch das anfangs zu heftigen Auseinandersetzungen in der Beziehung führen. Der aktivere Part war es schließlich bisher gewohnt im Mittelpunkt zu stehen und seine Pläne reibungslos durchsetzen zu können. Jetzt muss er sich auf einmal mit den Wünschen seines Partners auseinandersetzen. Die Beziehung gerät aus dem bisherigen Gleichgewicht. Auch hier ist externe Hilfe angesagt.
Wie immer werden in der Kindheit die Grundlagen für das spätere Verhalten in der eigenen Partnerschaft gelegt. Es hängt davon ab, wie das Kind die Beziehung zwischen seinen Eltern erlebt, mit welchem Elternteil es sich identifiziert und wie die Eltern-Kind-Beziehung sich entwickelt.
Spielten die Bedürfnisse des Kindes oder die der Eltern überhaupt eine Rolle?
Vielleicht brauchte das Kind seine Wünsche aber auch gar nicht zu äußern, da diese schon im Vorfeld erahnt wurden?
Gewann das Kind den Eindruck, dass Auseinandersetzungen gefährlich sind und zu einer Trennung führen können?
Bei sehr ungünstigen Erfahrungen hat der spätere Erwachsene in seinem Beziehungsalltag einige Hürden zu nehmen und muss viel mehr an sich arbeiten als Jemand mit einer besseren Startposition. Das Leben ist nicht fair!