Wie sich eine Partnerschaft langfristig entwickelt, ist meistens am Anfang einer Beziehung noch nicht abzusehen. In der Regel beginnt es mit einer gegenseitigen rauschhaften Verliebtheit, die selbst eine ungünstige Partnerkonstellation überstrahlen kann. Alles, was nicht passt, wird passend gemacht und Beide sind kompromissbereit. Dieser Zustand kann sich bei weniger fordernden Lebenumständen einige Jahre halten.
Eine veränderte Sicht auf die Partnerschaft
Irgendwann kommt aber in jeder Partnerschaft die Stunde der Wahrheit und dann zeigt es sich, wie gut die Lebensstile und Lebensziele miteinander zu vereinbaren sind. Oft ändert sich das auch im Laufe der Zeit. Jeder Partner wird durch seine Lebensumstände unterschiedlich geschliffen und weiß u.U. aufeinmal nichts mehr mit seinem Partner anzufangen. Diesen erlebt er dann wie von einem anderen Stern.
Unterschiedliche Lebensentwürfe
Beispiele für unterschiedliche Lebensentwürfe können vielfältig sein, z.B.:
die Lebensrhythmen (wann und wieviel gearbeitet, geschlafen und gefeiert wird),
die Beziehungspflege (wieviel Zeit zu zweit, wieviel mit Freunden, Nähe- Distanzbedürfnis, welche Hobbys miteinander oder alleine und in welchem Umfang),
die Sexualität (Häufigkeit, Vorlieben, Stellenwert),
die Kinderplanung (ob überhaupt, wenn ja wieviele Kinder, Erziehungsstile, Zuständigkeit),
der Umgang mit den Finanzen (die Pflege des Lebensstils, in welchem Rahmen gewohnt,
gereist, gekleidet, gegessen wird),
die Führung des Haushalts (Ordnung, Sauberkeit, Haushaltshilfe oder nicht, Zuständigkeit), der Stellenwert des Körpers (die Figur, Ernährung, Körperpflege, Sport ja oder nein und in welchem Umfang, der Kleidungsstil)
der Umgang mit Konflikten (die Streitkultur und Konfliktfähigkeit)
die Weltanschauung (politische und religiöse Einstellung)
die Rolle der Herkunftsfamilie usw.
Die Dauerkrise in der Partnerschaft
Kommen viele Punkte zusammen, oder handelt es sich auch nur um einen wesentlichen Punkt, in dem die Partner gravierend voneinander abweichen, dann führt das zu einer Dauerkrise. Jeder versucht den Partner von seinen Vorstellungen zu überzeugen. Der Andere hält entweder dagegen, oder hat überhaupt keine Lust mehr auf eine Auseinandersetzung und resigniert.
In der Paartherapie
In dieser Phase suchen mich viele Paare auf. Alleine streiten sie entweder unentwegt, oder schweigen sich an. In der Paartherapiestunde sind sie gezwungenen einander zuzuhören und meinen Kommentar dazu aufzunehmen. Die ersten Stunden bedeuten für diese Paare regelrechte Qualen. Es fällt Ihnen extrem schwer die Sichtweise des Partner überhaupt wahrzunehmen, so sehr fühlen sie sich durch dessen Andersartigkeit provoziert, und / oder in Frage gestellt.
Aufgaben des Paartherapeuten
Sind die Unterschiede sehr groß, kommt es darauf an, wie flexibel bzw. tolerant der Einzelne ist und wieviel Liebe noch vorhanden ist. Aufgabe des Therapeuten ist es jeden der Beiden anzunehmen und keinesfalls Schiedsrichter zu spielen. Keiner darf die Deutungshoheit für sich beanspruchen. Es gibt natürlich auch Fälle und Gelegenheiten, bei denen der Paartherapeut Stellung beziehen muss, etwa um Schaden abzuwenden. Das geschieht u.a. dann wenn es sich bei den Verhaltensweisen eines Partners um eine Störung mit Krankheitswert handelt.