Es sind die üblichen Symptome: der Partner simst dauernd, unternimmt plötzlich viel alleine, achtet mehr auf sein (oder ihr) Äußeres, ist irgendwie unruhig, hört einem nur mit einem halben Ohr zu, zeigt weniger Interesse an Sex und spricht häufig von einer bestimmten Person. Darauf angesprochen versichert er glaubhaft sie seien nur gute Freunde und da sei nichts. Aber wie viel intensiven Außenkontakt verträgt eine Partnerschaft?
Angenommen zwischen zwei bereits anderweitig liierten Menschen besteht ein sehr naher Kontakt, bisher ohne Sexualität. Sie mailen, simsen, telefonieren oder/und treffen sich beinahe täglich. Die eigentlichen Partnerschaften oder Ehen bestehen schon länger und laufensonebenher. Auf die Eifersucht des Ehepartners wird nur mit Unverständnis reagiert, weil es dafür doch überhaupt keinen Grund gibt. Es handelt sich schließlich nur um Freundschaft.
Mit dieser Diskussion, ob es sich nun um eine platonische Beziehung oder eine Liebesbeziehung handelt, wird man der Situation nicht gerecht. Es ist egal und kann sich sowieso sehr schnell ändern. Entscheidend ist, dass der freundschaftliche, oder wie immer geartete Kontakt mehr Raumeinnimmt als die eigentliche Partnerschaft. Gefühle und Freizeit werden der Lebensgemeinschaft entzogen und dorthin ausgelagert. Dadurch verblasst die Ehe und die Außenbeziehung erblüht. Der Partner beginnt um den Fortbestand der Ehe zu kämpfen und wird vom Anderen, der nach Außen orientiert ist, nur als belastend und einschränkend empfunden. Der „gute Freund“ fungiert in der Zwischenzeit als Seelentröster und gewinnt nur noch mehr Einfluss.
Dieser Teufelskreis muss durchbrochen werden, damit die Entfremdung der Partner nicht weiter fortschreitet. Meistens hilft hier nur noch eine Eheberatung oder Paartherapie, denn Familienmitglieder oder Freunde ergreifen nur Partei und sind selbst zu sehr involviert. Intensive Außenkontakte dienen meistens dazu Defizite, die in der Partnerschaft existieren, auszugleichen. Hier sollte die Paarberatung ansetzen: die brach liegenden gemeinsamen Lebensbereiche müssen wieder aktiviert und Paarprojekte kreiert werden. In einer derart lebendigen Partnerschaft kann keine dritte Person Fuß fassen.