Libidoverlust

  • Paarberatung, Sexualberatung, Eheberatung

mögliche Ursachen

Die ersten Jahre hatten beide viel und lustvollen Sex miteinander, nach 4 Jahren wurde es etwas weniger und kam dann nach einiger Zeit schließlich ganz zum Erliegen. Meistens leidet ein Partner mehr unter der fehlenden Sexualität als der Andere. Es wirkt dann so, als wäre nur Einer für die sexuelle Abstinenz verantwortlich. Das Paar lebt damit einige Zeit zwischen Schuldzuweisungen, Gewissensbissen, Hoffnung auf Besserung und schließlich Resignation. Sie suchen dann oft erst nach Jahren eine Paar- oder Sexualberatung auf, die es dann am besten sofort richten soll.

Es gibt aber viele verschiedene Gründe, warum ein Partner (oder manchmal sogar beide) keine Lust mehr auf Sex hat. Zuerst gilt es zu ermitteln, ob der Lustlose (oder die) überhaupt kein sexuelles Verlangen mehr verspürt, oder nur nicht auf den eigenen Partner. Im Fall eines totalen Libidoverlusts können hormonelle Gründe eine Rolle spielen. Bei Frauen, die mit Hormonen verhüten, kommt dies häufig vor. Es sollte auf jeden Fall ein Endokrinologe (Hormonspezialist) aufgesucht werden, der an Hand des Blutbildes den Hormonspiegel ermittelt.  

Als weiterer Grund für eine generelle sexuelle Unlust können Kindheitstraumata in Frage kommen. Gerade in Zeiten der Geborgenheit treten in das Unbewusste abgedrängte Erlebnisse bruchstückhaft ins Bewusstsein und bewirken, so lange sie nicht bearbeitet werden, u. a. einen totalen Libidoverlust.  

Bei sexuellem Desinteresse, das sich „nur“ auf den Partner bezieht, kann es sich um Inzestabwehr handeln. Das bedeutet, dass sich das Paar im Laufe der Zeit gegenseitig als Familienangehörige wahrnimmt (z.B. Eltern-Kind oder Geschwister) und mit Familienmitgliedern kann und darf man keinen Sex haben. Interessanterweise spürt trotzdem nur Einer von Beiden keine Lust mehr auf den Anderen. Eine tiefenpsychologisch orientierte Paartherapie kann hier Abhilfe schaffen.  

Um des lieben Friedens willen verzichten einige Paare auf die gemeinsame Sexualität. Sie wollen (unbewusst) die Harmonie der Beziehung nicht gefährden, denn Sex ist eine Naturgewalt und bedeutet auch Zündstoff und Konfliktpotential für die Partnerschaft. Diese Paare teilen mir immer sehr stolz mit, dass sie sich fast nie streiten. Gerade aber Reibung und gelegentliche Auseinandersetzungen in der Ehe zeigen die verschiedenen Positionen auf. Für eine lustvolle Sexualität sind Unterschiede nötig.  

Auch unausgesprochene Misserfolge während der gemeinsamen Sexualität können bei einem Partner zur Lustlosigkeit führen. Erstaunlicherweise sprechen einige Klienten erst bei intensivem Nachfragen über ihre für sie frustrierenden Sex-Erlebnisse. Der Partner fällt dann aus allen Wolken. Er kann sich entweder gar nicht mehr daran erinnern, oder wundert sich, dass seinen Gefährten diese Situation so verstörte. Manchmal gelingt es im Nachhinein etwas wieder zurechtzurücken oder zu relativieren. Auf jeden Fall kann ein ohne Schuldzuweisungen geführtes Gespräch einiges entspannen. Viele Paare wissen überhaupt nicht, was der jeweils Andere sich in erotischer Hinsicht denkt, wünscht oder befürchtet.