Sie leben schon jahrelang zusammen und es ging ihnen so lange richtig gut miteinander bis sie sich zur Heirat entschlossen. Sobald der Hochzeitstermin feststand, regten sich bei Einem von Beiden plötzlich die Zweifel, ob dieser Schritt auch richtig ist. Der Partner, der vorher noch selbstverständlich passte, wird plötzlich auf den Prüfstand gestellt und heraus kommt eine regelrechte Mängelliste. Diese beginnt bei körperlichen Makeln des oder der Zukünftigen, verweilt bei dessen Elternhaus und endet bei dessen Angewohnheiten und Vorlieben. Wie konnte das nur so weit kommen?
Die Hintergründe für diese plötzlichen Zweifel können sehr unterschiedlich sein. Meistens handelt es sich aber um bisher nicht bewusst beachtete Störfaktoren, die einen anderen Stellenwert einnehmen, sobald aus einem Lebensgefährten ein Ehepartner wird. Letzterer begleitet einen lebenslang und damit wird mit hoher Wahrscheinlichkeit die Intensität der Störfaktoren mit den Jahren eher zunehmen. An einen Ehepartner stellt man höhere Anforderungen als an einen Lebensgefährten.
Natürlich spielen auch die eigenen Erfahrungen mit der Herkunftsfamilie eine nicht unerhebliche Rolle. Taugen die eigenen Eltern eher als Vorbild oder zur Abschreckung in Bezug auf die zukünftige Ehe? Gerade im letzterem Fall schleicht sich die Angst vor eigenem Versagen ein.
Mit der Ehe verbinden viele Menschen eine größere Verantwortung: sich um das Wohl des Partners kümmern müssen. Beim Mann wird das mit der Ernährung einer Familie, bei der Frau mit dem Zurückstecken im Beruf verbunden. Meistens geht es dabei um die Familiengründung. Die Leichtigkeit des bisherigen Zusammenlebens geht damit verloren.
Das mündet in die Angst vor Fremdbestimmung. Die Befürchtungen kein Eigenleben mehr führen zu dürfen, vor allem in Bezug auf Zeit, Geld, Hobbys und Freunde vergällt so manchem die Freude an der Hochzeit. Abschreckende Beispiele dafür kennt schließlich Jeder.
Ein regelrechtes K.o.Kriterium kann auch ein einseitig verfasster Ehevertrag darstellen. So manche(r) Heiratswillige blies deshalb schon die Hochzeit ab. Die Verletzung über einen als unfair empfundenen Vertrag kann so groß sein, dass die Liebesbeziehung dadurch nachhaltig gestört wird.
Abhilfe kann man nur schaffen, indem man die Punkte, soweit sie einem bewusst und nicht zu verletzend sind, mit dem Partner bespricht. In den meisten Fällen und besonders bei diffusen Ängsten sollte ein Paartherapeut hinzugezogen werden. Dieser sorgt dafür, dass die Hintergründe und Ängste bearbeitet werden und ein tieferes Verständnis unter den Partnern entsteht.
Bei Bedarf können auch Schutzmaßnahmen für die Ehe eingebaut werden. Je nach der Ausprägung der Ängste könnten das sein: weiterhin ein eigenes Konto behalten, in der gemeinsamen Wohnung ein eigenes Zimmer haben, einen Abend pro Woche zur freien Verfügung, eine Woche pro Jahr alleine verreisen dürfen oder auch nicht gleich mit einem Kind beginnen müssen. Auch ein Ehevertrag, von dem beide Seiten profitieren und der bei einem neutralen Anwalt oder Notar geschlossen wird, kann Wunder bewirken. Jedes Paar sollte kreativ werden und seine eigene Ehe gestalten.