Ich habe keine Gefühle mehr für Dich

  • Paarberatung, Eheberatung, Sexualberatung

Du hast Dich so verändert

Ähnliche Sätze hört so manche junge Mutter von ihrem Ehemann. Sie kommt mit ihrem Neugeborenen nachhause und statt das lang ersehnte Familienleben zu genießen, scheint sich der junge Vater zu verabschieden. In der Schwangerschaft kümmerte er sich noch rührend um sie und versprach ihr das nach der Geburt noch zu intensivieren. Doch sobald das Baby da ist, ist er weg. Er begründet es damit sie nicht mehr als Frau zu sehen und sich durch das Leben mit dem Baby eingeengt und fremdbestimmt zu fühlen. Er will erst einmal eine Auszeit und dann wird man schon weitersehen.

Verständlicherweise ist die Frau und das Umfeld fassungslos. Manche zweifeln sogar an seinem Verstand. Es ist außer der Geburt des Babys nichts vorgefallen womit man sich sein Verhalten erklären könnte. Mutter und Kind sind wohlauf und auch die Entbindung war nicht traumatisierend. In dieser Situation wendet sich die betroffene Frau dann an eine Beratungsstelle. Ihr Mann kommt nur widerwillig mit. Er vermittelt den Eindruck nicht so recht dazuzugehören. Ihm fallen dann ein paar unwesentliche Gründe für seine Fluchtimpulse ein, aber grundsätzlich bleibt es bei seinen bereits erwähnten Argumenten.

Nach eingehender Befragung beider Partner zeichnet sich häufig folgendes Bild ab: der junge Vater hatte als Kind häufig entweder keinen Vater oder einen, der kaum in Erscheinung trat. Er konnte also kein wirkliches Gefühl dafür entwickeln wie sich eine Vater-Kind-Beziehung anfühlt. An dieser Stelle herrschte bei ihm ein Vakuum. Hinzu kommt der Übergang von einer Zweier- in eine Dreierbeziehung. Als Kind war er (warum auch immer) mit der Mutter weitestgehend eine Einheit. Mit seiner Frau ähnelte die Zeit vor dem Baby diesem Zustand. Eine Erweiterung um eine Person stürzt diese Menschen regelrecht ins Chaos. Es geht dabei nicht, wie oberflächlich betrachtet, nur darum der Mittelpunkt für die Frau zu sein, sondern um das Unvermögen mit zwei Personen gleichzeitig in familiärer Beziehung zu stehen.

Eine weniger häufig auftretende Variante sind Männer mit eigenen schockierenden Kindheitserlebnissen. Durch die Geburt ihres eigenen Kindes werden diese Erinnerungenwiederbelebt und lösen Ängste, Wut oder Verzweiflung aus. Die scheinbar einzige Möglichkeit dem zu entgehen ist dann die Flucht. Manchmal werden sogar „Fluchthelfer“ in Form von anderen Frauen benutzt, wodurch sich die Männer dann sicherer fühlen und die Ehefrau leichter auf Abstand halten können.

Den jungen Vätern sind die wirklichen Ursachen für ihr Verhalten nicht bewusst, sie spüren meistens nur eine plötzliche Abneigung oder ein Desinteresse ihrer Frau gegenüber. Vorwürfe verstärken sein Verhalten nur noch. Die einzige Hilfe ist in diesem Fall eine aufdeckende Therapie. Am Besten eine Einzeltherapie für den Mann mit begleitender Paarberatung.