Getrennt aber befreundet?

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Was nach der Trennung bleibt

Um die Endgültigkeit einer Trennung abzumildern, fällt oft der Satz: „Wir bleiben gute Freunde.“ Dieser Vorsatz kann eigentlich nur bedingt, und das auch nur bei einer für beide Seiten fairen Trennung, in die Tat umgesetzt werden. Trotzdem ist jede Trennung schmerzhaft und muss betrauert werden. Fühlt sich allerdings Einer vom Anderen einseitig verletzt, entsteht bei ihm das Gefühl zurückzuschlagen. Zur Verdeutlichung ein Fallbeispiel:

Jutta (Ende 30) und Dieter (Mitte 40) sind seit 7 Jahren verheiratet. Ihre gemeinsame Tochter ist 5 Jahre alt. Jutta unterzieht sich seit zwei Jahren einer Einzeltherapie, und empfindet ihren Mann zunehmend pubertierend. Sie ist sich nicht sicher, ob er schon immer so war, oder sich erst in letzter Zeit dahin entwickelt hat. In ihr reift allmählich der Entschluss zur Trennung, den sie Dieter dann auch mitteilt. Er benötigt zunächst etwas Zeit um sich damit zu arrangieren, stellt aber dann fest, dass er sich zuletzt eingeengt fühlte. Beide suchen eine Wohnung für Jutta und die Tochter in der Nähe der gemeinsamen Wohnung, die er beibehält. Sie teilen sich die Betreuung des Kindes und Dieter hilft sogar beim Umzug und der Einrichtung von Juttas neuer Wohnung. Nach der räumlichen Trennung verstehen sie sich zunächst viel besser als vorher. Sie telefonieren häufig und nicht nur wegen der Tochter. Sie laden sich gegenseitig zum Essen ein und feiern zusammen Ostern und Weihnachten. Jeder hat immer mal wieder kurze Beziehungen, die sich bald wieder verabschieden, weil sie mit dem engen Kontakt der Ex-Partner nicht zurecht kommen. Nach der einvernehmlichen Scheidung lernt Jutta einen Mann kennen, der ihr sehr viel bedeutet. Sie zieht mit ihm zusammen. Auch die Tochter mag ihn sehr gerne. Die gemeinsamen Treffen mit Dieter werden weniger. Anfangs freut sich Dieter noch für Jutta und die Tochter. Sobald er jedoch von der bevorstehenden Hochzeit (2 Jahre nach der Scheidung) erfährt, erkennt Jutta ihn nicht mehr wieder. Sie erfährt aus dem familiären Umfeld, dass er schlecht über sie spricht. Sogar das alleinige Sorgerecht für das Kind beantragt er auch noch völlig unerwartet. Dieter ist für Jutta nicht mehr zu sprechen, obwohl sie es immer wieder versucht. Letztendlich kommunizieren sie nur noch über ihre Anwälte. Jutta erhält nach über einem Jahr Kampf das alleinige Sorgerecht. Die Tochter weigert sich ihren Vater zu sehen, weil er ständig schlecht über die Mutter spricht. Dieter kämpft noch eine Weile um den Kontakt zu seinem Kind und gibt schließlich auf.

Dieter und Jutta vollzogen ihre eigentliche Trennung erst nachdem sich bei Jutta eine neue, ernstzunehmende Partnerschaft entwickelte. Sie hätten nach Juttas Auszug den nötigen Abstand herstellen müssen, um die Trennung überhaupt erst zu realisieren. Dadurch wäre es Dieter leichter gefallen Juttas neuen Lebensgefährten zu verkraften. Der Eintritt eines Dritten in die ehemalige Beziehung, vor allem wenn Kinder daran beteiligt sind, erfordert immer sehr viel Fingerspitzengefühl von allen Seiten.