Am Anfang einer Beziehung wird alles noch positiv umgedeutet. Zeigt ein Partner Eifersucht, dann ist das ein Liebesbeweis, macht er dem Anderen Eifersuchtsszenen, zeigt er damit sein feuriges Temperament, versucht er den Geliebten in seinen eigenen Aktivitäten einzuschränken, dann nur um mehr Zeit mit ihm verbringen zu können, verhindert er Kontakte zu gegengeschlechtlichen Freunden, möchte er den Partner damit vor unangenehmen Erfahrungen schützen.
Dem von der Eifersucht betroffenen Partner fallen während der Anfangsverliebtheit diese ganzen Einschränkungen kaum auf. Der Liebesrausch überdeckt einfach alles. Doch so nach und nach lichtet sich der Nebel und die Beziehungskonturen werden sichtbar. Bei dem Versuch wieder Normalität herzustellen, fallen die unterschiedlichen Lebensstile auf und es wird Vieles nicht mehr so einfach hingenommen.
Aus scheinbar heiterem Himmel entstehen plötzlich Vorwürfe: er oder sie hat angeblich eine Person auf der Straße, oder im Restaurant angestarrt, oder sich zu intensiv auf einer Party mit Jemandem unterhalten, kam 15 Minuten später von der Arbeit heim, blieb zu lange auf der Firmenfeier und machte sich vorher zu chic dafür, schrieb Freunden zu oft und zu herzliche WhatsApp, lachte mit Bekannten fröhlicher als mit dem Partner, zog sich zu aufreizend an, war manchmal nicht auf dem Handy erreichbar, hatte zu wenig Lust auf Sex usw.
Für den Eifersüchtigen stellen schon alltägliche Situationen eine Qual dar. Überall kann sein Leid entfacht und sein Kopfkino dadurch aktiviert werden. So als könnte er niemals mehr aus diesem Film aussteigen. Ihm ist dann nicht klar, ob das nur seine Ängste sind, oder die grausame Realität ist.
Der andere Partner muss dann hilflos mit ansehen, wie sein Gefährte immer mehr in die Eifersuchtsspirale gerät. Er selbst hat dann keine Chance mehr das zu unterbrechen. In dieser Phase ist egal, was er dazu sagt, oder wie er sich verhält. Im Vorfeld versucht er durch Vermeidungsverhalten dessen Eifersucht gar nicht erst aufkommen zu lassen. Je nach Schwere dieser Störung kann das sogar lebenseinschränkend sein. Erst wenn es unerträglich geworden ist, suchen die Beiden eine Paartherapie auf.
Der Paartherapeut muss zuerst diagnostizieren, um welche Störung es sich beim Eifersüchtigen handelt. Der Partner kann dazu wertvolle Hinweise geben und sollte auf jeden Fall in die Therapie miteinbezogen werden. Folgende Gründe können zu verstärkter Eifersucht führen:
Während oder nach übermäßigem und regelmäßigem Alkoholgenuss kann ein alkoholischer Eifersuchtswahn auftreten. Dieser steht dann hauptsächlich im Zusammenhang mit dem Alkoholmissbrauch.
Eine Depression kann verstärkte Eifersuchtssymptome hervorbringen. Bei Abklingen der Depression verschwindet dieses Symptom aber wieder.
Auch eine wahnhafte Störung kann einen Eifersuchtswahn beinhalten, der unbehandelt möglicherweise sogar lebenslang anhält. Der Paartherapeut muss dafür sorgen, dass der alkoholische Eifersuchtswahn, die depressive Eifersucht und die wahnhafte Störung auf jeden Fall ärztlich behandelt wird.
Sogar eine Persönlichkeitsstörung kann ungerechtfertigtes Misstrauen gegenüber der Treue des Partners beinhalten. Hier ist die vorsichtige Aufklärung durch den Paartherapeuten nötig.
Eifersucht kann auch eine Projektion sein, d.h. der Eifersüchtige überträgt seine eigenen untreuen Gedanken auf seinen Partner um sie dort zu bekämpfen. Dies geschieht unbewusst und kann paartherapeutisch bearbeitet werden.
Es wird im Zusammenhang von Eifersucht oft von mangelndem Urvertrauen gesprochen. Dabei spielt meiner Erfahrung nach die Geschwisterfolge eine große Rolle. Das Erst-, oder vorangeborene Kind wird vom nachfolgenden Geschwister entthront. Das mag sich zwar in manchen Fällen positiv auswirken, hängt aber sehr vom Einfühlungsvermögen der Eltern ab. Grundsätzlich kann man sich das Gefühl des entthronten Kindes ähnlich vorstellen, wie das eines Ehepartners, dem mitgeteilt wird, dass er in Kürze mit einem Zweitmann oder einer zusätzlichen Ehefrau im gemeinsamen Haushalt zu leben hat. Es kommt noch dazu, dass vom Vorangeborenen erwartet wird, dass es den Neuankömmling willkommen heißt und sogar liebt. Macht er das nicht, dann wird ihm auch von den Eltern die Liebe entzogen. Unter dieser unterdrückten Eifersucht hat der spätere Erwachsene dann zu leiden. Aus diesem Grund muss der Paartherapeut sich immer auch die Kindheit der Hilfesuchenden ansehen, denn Eifersucht ist nicht gleich Eifersucht.