Die Erwartungen an eine Partnerschaft nehmen in den letzten Jahren deutlich zu. Diese Entwicklung ist einerseits zu begrüßen, räumt sie damit doch der Paarbeziehung einen höheren Stellenwert ein, andererseits wird die Messlatte oft in unerreichbare Höhen verschoben. Es geht manchmal sogar schon so weit, dass dem Partner die Verantwortung für das eigene Lebensglück aufgebürdet wird. Funktioniert dann etwas nicht erwartungsgemäß, wird sehr schnell über Trennung nachgedacht und damit der Beziehung der Boden entzogen.
Die Vorstellung, dass der gemeinsame Lebensweg auch manchmal steinig und mühsam sein kann, behagt gerade Denjenigen nicht, die sich davor scheuen sich mit sich selbst auseinanderzusetzen. Es soll alles immer möglichst erfreulich und reibungslos ablaufen, damit man sich sicher sein kann, wirklich gut zusammenzupassen. Dieses Bild der immer glücklichen Partnerschaft wird in der Werbung und den Medien noch geschürt.
Die Frage, wie sie sich die ideale Beziehung vorstellen, beantworten viele Paare ähnlich: sie möchten sich mit dem Partner seelenverwandt fühlen, Leidenschaft empfinden, ihre Interessen teilen, viel Spaß miteinander haben und harmonisch zusammenleben. Tatsächlich aber erlebt man genau das maximal in der ersten Verliebtheit und später nur noch Teilaspekte davon.
Die meiste Zeit in der Partnerschaft sieht aber etwas anders aus: man bewältigt zusammen den Alltag, meistert kleinere und größere Meinungsverschiedenheiten, versucht den Bedürfnissen von zwei oder mehreren Personen gerecht zu werden, kämpft immer mal wieder um die Existenz, setzt sich mit den unterschiedlichen sexuellen Wünschen auseinander, pflegt sich gegenseitig im Krankheitsfall und erfreut sich an unerwarteten Highlights. Genau das aber stärkt die Beziehung und lässt das Paar miteinander wachsen. Liebe entsteht manchmal auch aus miteinander bewältigten Aufgaben.