Der Sturz ins Bodenlose

  • Paarberatung, Eheberatung

Ohne den Partner geht nichts mehr

Die Ehe oder Lebensgemeinschaft besteht schon sehr lange und man hat es sich gut miteinander eingerichtet. Alles ist selbstverständlich und es wird wohl auch immer so bleiben. Davon geht man jedenfalls, ohne groß daran zu zweifeln, aus. Bis es dann plötzlich scheinbar ohne Vorwarnung zum Supergau kommt. Der Partner teilt einem mit, dass er sich schon seit einiger Zeit mit einer Trennung beschäftigt und deshalb erst einmal eine Auszeit zum Nachdenken braucht. Eine Wohnung ist bereits angemietet.

Wer glaubt, so etwas kann in der Realität nicht vorkommen, weil man es schließlich im Vorfeld schon spürt, wenn der Partner sich löst, der irrt. Es gibt unendlich viele Gründe für ein verändertes Verhalten des Lebensgefährten: Ärger in der Arbeit, Stress mit den Kindern, eine Krankheit im familiären Umfeld, Tod eines Elternteils, Hausbau oder Renovierung usw.

Jedenfalls steht der völlig überraschte Partner jetzt so ohne Vorwarnung vor einem Scherbenhaufen und weiß weder ein noch aus. Der Andere hatte schließlich schon genug Zeit sich damit auseinanderzusetzen und versteht nicht, warum sein Partner in so ein tiefes Loch fällt. Er ist sich sicher in den letzten Monaten seinen Unmut des öfteren zum Ausdruck gebracht zu haben, der blieb aber scheinbar unbemerkt. Der vom Verlassen Bedrohte hatte diese Äußerungen immer nur im Zusammenhang mit den sonstigen Stresssituationen gesehen und sie nie auf die Beziehung bezogen.

Der verzweifelte Partner kann weder essen noch schlafen und ist auch nicht mehr in der Lage seinen Alltag zu bewältigen. Er klammert sich in seiner Not wie ein kleines Kind an seinen Gefährten, der damit total überfordert ist, will er sich doch eigentlich trennen. Dieser Klammergriff treibt ihn einerseits noch mehr weg, führt aber andererseits zu massiven Schuldgefühlen. Er versucht seine Trennungswünsche zu rechtfertigen, kommt damit aber überhaupt nicht an.

In dieser Notsituation melden sich die Beiden zur Paartherapie an. In der ersten Stunde kommt der vom Verlassen bedrohte Partner fast nicht zum Sprechen, so sehr ist er oder sie von Weinkrämpfen geschüttelt. Der Andere sitzt teils schuldbewusst, teils teilnahmslos daneben. Dieses Unbeteiligte ist eine Schutzfunktion. Er kann es immer noch nicht fassen, wie sehr sein Partner an ihm hängt. Das hatte er sich völlig anders vorgestellt.

Aufgabe des Paartherapeuten ist es jetzt den Geschwächten zu stabilisieren und den Trennungswilligen mit seiner schon länger bestehenden Unzufriedenheit ernst zu nehmen. Letzterer braucht das Gefühl, dass die Beziehung auf andere Beine gestellt wird, damit er bereit ist sich wieder darauf einzulassen. Der vom Verlassen Bedrohte muss bereit sein ernsthaft an einer Verbesserung der Partnerschaft zu arbeiten, sonst hat er keine Chance auf einen Neuanfang. Bloße Versprechungen reichen nicht, die Beiden müssen ihr Leben völlig umkrempeln.