Er oder sie hat immer ein offenes Ohr für die Anliegen von Anderen. Man kann sich auf ihn hundertprozentig verlassen. Seine Hilfeleistung findet im Stillen statt, keiner erfährt etwas davon und er würde sich auch niemals damit brüsten. Manchmal wirkt es schon fast so, als ziehe er diese Aufgaben geradezu an oder suche sogar danach. Er selbst weist das natürlich weit von sich. Er hat ja schließlich nichts davon außer Arbeit, oder etwa doch?
Zwei häufig in diesem Zusammenhang geäußerte Vermutungen sind, dass er das alles nur der Anerkennung wegen macht, oder es sich bei ihm gar um einen hilflosen Helfer handelt. Beide Mutmaßungen haben seine eigene Bedürftigkeit gemeinsam. Menschen die selbst nie wirklich größere Defizite oder Not erfuhren, können sich tatsächlich schwer in die Sorgen ihrer Mitmenschen einfühlen.
In einigen Familien dienen die Kinder (meist unbewusst) dazu die Eltern oder ein Elternteil zu stabilisieren. Das Kind kennt es dann nicht anders, fügt sich in diese Rolle und führt sie später als Erwachsener in seinem Umfeld fort. Es erlebt dann dieses Gebraucht-werden schon von Anfang an als seine Existenzberechtigung und fiele in ein Loch, würde er seiner vertrauten Aufgabe beraubt.
Auch die Partnerwahl findet nach diesen Kriterien statt. Ein wenig bedürftiger Partner wird bei ihm auf wenig Interesse stoßen. Der immer Gebende hätte damit zu wenig Möglichkeiten sich durch seine Hilfeleistungen dem Gefährten gegenüber zu stabilisieren. Dieses Gleichgewicht muss er so lange aufrechterhalten, bis er wichtige, als Kind nicht mögliche Entwicklungsschritte nachholen kann. In den meisten Fällen ist das ausschließlich mit einer tiefenpsychologische Therapie möglich. Ohne eine massive Krise wird der Helfer diese aber nicht in Anspruch nehmen.