In jeder Ehe oder Langzeitbeziehung gibt es kleinere oder größere Krisen. In manchen Partnerschaften entwickeln sich diese sogar zum Dauerzustand und werden dadurch gar nicht mehr als solche wahrgenommen. Dieses gleichmäßige Unbehagen fällt erst dann auf, wenn noch etwas dazukommt und man deshalb die Belastung nicht mehr erträgt. Das kann die Krankheit eines Partners oder Kindes, beruflicher oder finanzieller Misserfolg, die Pubertät eines Kindes, der Abbruch der gemeinsamen Sexualität, die Trennungsandrohung eines Partners, oder eine aushäusige Verliebtheit sein.
Der Leidensdruck
Erst wenn die Angst um die Partnerschaft und der mögliche Verlust der damit verbundenen Annehmlichkeiten zu groß, und/oder derLeidensdruckunerträglich wird, wünscht sich einer der Partner eine Paartherapie oder Eheberatung. Vorher ist die Motivation dafür, sich mit den ganzen Paarthemen auseinanderzusetzen, zu gering. Man könnte dadurch vielleicht auch so manche Bequemlichkeit verlieren, oder es würden unangenehme Dinge aufgedeckt.
Die Gratwanderung
Aus paartherapeutischer Sicht ist der passende Zeitpunkt für eine Paartherapie eine Gratwanderung. Meldet sich das Paar zur Therapie, weil sie sich mit Themen beschäftigen möchten, die sich noch nicht so richtig zugespitzt haben, dann kann das Problem zwar schneller behoben werden, weil es sich noch nicht verfestigt hat. Andererseits ist die Motivation für eine intensive und tiefgehende Zusammenarbeit oft von Seiten eines Partners noch nicht so gegeben. Beginnt die Paartherapie aber erst während einer massiven Krise, dann müssen sie sich mit ihren Themen befassen und mitarbeiten, manchmal ist der Trennungsprozess dann aber auch schon so weit fortgeschritten, dass einer der Partner gleich die ganze Beziehung beendet.
Der unterschiedliche Zeitpunkt
Der richtige Zeitpunkt für eine Paartherapie liegt auch für jeden Partner woanders. Meistens ist der Leidensdruck in der Beziehung eher ungleich verteilt. Bis zur Krise leidet ein Partner mehr als der Andere, der vielleicht eher seine Interessen durchsetzen kann. Er befürchtet dann seine Privilegien durch eine Paartherapie zu verlieren und verweigert sie so lange es möglich ist.
Der ideale Zeitpunkt
Idealerweise sollte eine Paartherapie dann begonnen werden, wenn ein oder beide Partner über einen längeren Zeitraum hinweg mit der Partnerschaft unzufrieden ist bzw. sind, und das Paar es nicht aus eigener Kraft schafft etwas zu verbessern. Hat sich die Situation dann schon zu einer massiven Krise zugespitzt, existiert keine andere Möglichkeit mehr als etwas zu unternehmen. Die Verletzungen sind bis dahin allerdings größer und brauchen länger um zu verheilen.